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„Bin der, der die Buntstifte spitzt…“

Der 1979 in Passau geborene Theologe Prof. Dr. Manuel Schlögl gab bei der Communio in Mechernich einen Impulsabend zum Thema „Mystik im Alltag“. (c) Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Datum:
Di. 17. Mai 2022
Von:
Agnes Peters

Beeindruckend schlicht und gemeinverständlich spricht Theologieprofessor Dr. Manuel Schlögl beim Impulsabend der Communio in Christo über das Phänomen mystischer Gotteserfahrung im Alltag – Volles Haus und heftiger Applaus

Die Kapelle des Ordo Communionis in Christo an der Mechernicher Bruchgasse war gut mit Zuhörern gefüllt, als Pfarrer Jaison Thazhathil (l.), der stellvertretende Generalsuperior des Ordo, seinen Professor und Doktorvater zum Referat und anschließender Heiliger Messe begrüßte. (c) Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Bin der, der die Buntstifte spitzt…“

Beeindruckend schlicht und gemeinverständlich spricht Theologieprofessor Dr. Manuel Schlögl beim Impulsabend der Communio in Christo über das Phänomen mystischer Gotteserfahrung im Alltag – Volles Haus und heftiger Applaus

Mechernich – „Mystik im Alltag ist nichts Spektakuläres, Gott geht mit im Alltäglichen“ sagte Theologieprofessor Dr. Manuel Schlögl beim jüngsten Impulsabend der Communio in Christo. Der Universitätslehrer an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie sprach über die Gottesbeziehungen von Karl Rahner, Madeleine Delbrel und Mutter Marie Therese.

Die Kapelle des Ordo Communionis in Christo an der Mechernicher Bruchgasse war gut mit Zuhörern gefüllt, als Father Jaison Thazhathil, der stellvertretende Generalsuperior des Ordo, seinen Professor und Doktorvater zum Referat und anschließender Heiliger Messe begrüßte. Er bezeichnete es als Segen, dass Professor Schlögl Generalsuperior Karl-Heinz Haus vor seinem Tod noch kennengelernt hatte.

Dadurch war Schlögl auch mit dem Mechernicher Mutterhaus und den Sozialwerken sowie dem geistlichen Nachlass der Gründerin Mutter Marie Therese in Berührung gekommen. Das Buch „Ich bitte Dich, o heilige Kirche“, ihr Schlüsselwerk und geistliches Vermächtnis, hatte der 1979 in Passau geborene Theologe bereits studiert und in sein Referat über Alltagsmystik eingebaut.

 


Wenn einem ein Licht aufgeht

 


Er kennt sich aus, hat selbst über die Mystiker Johannes vom Kreuz und Therese von Lisieux promoviert und sich auch in den Nachlässen der Katharina von Siena und Therese von Avila umgetan und ist zu der Erkenntnis gekommen: „Ich glaube, Gott zeigt sich jedem Menschen anders!“

Mystische Erfahrungen mit Gott seien keine immer nach dem gleichen Muster ablaufenden Begegnungen, wie Glaube an sich aus der „Erfahrung mit Erfahrungen“ erwachse, sagte Schlögl, den evangelischen Theologen Eberhard Jüngel (* 1934) zitierend. Alltagserfahrungen mit Gott habe aber auch er selbst gemacht, etwa als Messdiener in feierlichen Gottesdiensten. Und jeder Gläubige sammele wohl auch seine eigenen Glaubenserfahrungen.

An Schlögls Definition („Mystik ist die Erfahrungsdimension des Glaubens“) gemessen, ist nahezu jeder Gläubige ein Mensch mit mystischen Erfahrungen. Mystiker seien Menschen, denen „ein Licht aufgeht, dass Gott mit ihnen durch den Alltag geht“. Es bedürfe dazu keiner Bi-Lokationen, bei denen Heilige zur gleichen Stunde an unterschiedlichen Orten gesehen wurden, oder Stigmata, bei denen sich bei Betroffenen an den Stellen der Wundmale Christi blutende Wunden auftun, oder anderer spektakulärer Zustände.

Manche erkennen Gott im Angesicht der Leidenden, denen sie beistehen und helfen, andere beim Empfang der Sakramente oder bei der Lektüre heiliger Texte, so Schlögl. Die Erleuchtung dauere oft nur einen Augenblick, dann sei sie verschwunden, aber die Erfahrung bleibe. Der Universitätslehrer: „Die Emmaus-Jünger erkannten Jesus nach der Auferstehung erst beim Brechen des Brotes, dann war er plötzlich wieder verschwunden…“

 


Christsein im Verborgenen

 


Karl Rahner, einer der Berater hinter den Kulissen des Zweiten Vatikanischen Konzils, hinterließ die Weisheit „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ „Für Rahner selbst wurde Gott mit zunehmendem Alter nicht klarer, sondern noch geheimnisvoller“, so Impulsgeber Prof. Dr. Manuel Schlögl bei der Communio in Mechernich.

Madeleine Delbrel, die sich als Jugendliche eine Atheistin nannte, machte ihre persönliche Gotteserfahrung, als ihr Liebster 1925 ins Kloster ging. Sie fühlte sich von Gott hingerissen, so Schlögl, und wurde Sozialarbeiterin, die 30 Jahre auf den Boulevards von Paris unter Menschen in schwierigen Verhältnissen wirkte. „Um sich herum eine Equipe, eine andere Communio in Christo, eine geistliche Gemeinschaft mit weltlichen Berufen…“, so Manuel Schlögl.

Christsein als verborgenes Leben unter den Ungläubigen. Ihre mystischen Erfahrungen habe Madeleine Delbrel wie andere auch „im Kleinen und Alltäglichen gemacht“, so Schlögl: „Im Kochen, Waschen, Putzen, der Wahrnehmung zwei linker Hände und mannigfachen Übungen, klein zu bleiben.“

Er selbst habe einmal vor einem Firm-Unterricht hundert Malstifte eigenhändig angespitzt, weil sie alle abgebrochen waren: „Allmählich wich der Ärger, dass ich diese blöde Arbeit tun muss, dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Als der Unterricht begann, fühlte ich mich nicht mehr nur als der Kaplan, sondern auch als der, der die Buntstifte gespitzt hat…“

Es sei eine gute geistliche Übung, ohne Murren zu tun, was getan werden muss, „statt ewig nach der Anerkennung der anderen zu schauen“, sagte Professor Dr. Schlögl in der Kapelle der Communio. Mutter Marie Therese schließlich sei Gott in der „alltäglichen Mystik der Liebe begegnet“.

 


Rotz und Wasser geheult

 


Ihre tägliche Übung der Nächstenliebe habe die Communio-Gründerin zu einer starken Verteidigerin des Zweiten Vatikanischen Konzils werden lassen, das „statt einer Kirche des Gesetzesglaubens eine Kirche des Erfahrungsglaubens“ hervorbringen wollte und dabei vielfältig behindert wurde.

„Mystik stiftet Gemeinsamkeit mit Gott und untereinander“, so Prof. Dr. Manuel Schlögl, eine Grunderfahrung in der Communio in Christo Mutter Marie Thereses. In der Liebe zum Nächsten soll sich zeigen, ob wir „in Gott leben“.

Mystik bestehe nicht nur aus glückbringenden Erfahrungen, sie beinhalte als Gegengewicht zur Gnade auch seelisches Leid und Gottesferne, eigene Schmerzen und das Leid dieser Welt auszuhalten und mitzutragen. Es klinge widersprüchlich, aber es entspreche der Wahrheit, wenn ein junger Mensch, der „in Taizé Rotz und Wasser heult gleichzeitig spürt: »Gott ist da«…“

Prof. Dr. Manuel Schlögls Impulsabend wurde mit einer lebhaften Diskussionsrunde und heftigem Applaus quittiert. Einige Gläubige gaben eigene Gottes- und Glaubenserfahrungen preis, Schwester Lidwina und Pfarrer Jaison bescheinigten dem Theologen, dass er innerhalb relativ kurzer Zeit zu einer sehr treffenden Sicht auf die Mystikerin und Gründerin Mutter Marie Therese gekommen sei.

pp/Agentur ProfiPress

Zusammen mit Prof. Dr. Manuel Schlögl (m.) konzelebrierten und assistierten (v.l.) Father Jaison Thazhathil, Diakon Manfred Lang, Father Mathew Varughese, Father Patrick Mwanguhya und Father Leonsio Masereka. (c) Foto: Marie-Thérèse Dijkstra/CIC/PP/Agentur ProfiPress
Prof. Dr. Manuel Schlögl kennt sich aus, er hat selbst über die Mystiker Johannes vom Kreuz und Therese von Lisieux promoviert und sich in den geistlichen Nachlässen der Katharina von Siena und Therese von Avila umgetan und ist zu der Erkenntnis gekommen: „Ich glaube, Gott zeigt sich jedem Menschen anders!“ (c) Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress