Mechernich-Bleibuir - Mittwochmorgen, Punkt neun Uhr: Wenn unten im Dorf die Maschinen anlaufen, wissen die Bleibuirer: die Queibachjonge sind wieder unterwegs. Seit nunmehr zehn Jahren rücken die zwölf Männer ehrenamtlich aus, um sich um alles zu kümmern, was im und um das Dorf gepflegt, gerichtet oder verschönert werden muss. Ob Rasen mähen, Bänke streichen, Hecken schneiden oder Wege instandsetzen – sie tun es mit Leidenschaft und einer guten Portion Heimatliebe.
„Unser Dorf soll schöner werden“ – unter diesem Motto gründete Ortsbürgermeister Walter Schumacher nach der Kirmes 2014 die Arbeitsgruppe, aus der später ein eingetragener Verein wurde. Neben ihm führen sein Stellvertreter Dieter Dreßen und Schriftführer Karl Milde den e.V. Elf Aktive sind es bis heute geblieben, „und fast alle von Anfang an dabei“, sagt Schumacher mit berechtigtem Stolz. Seit 2023 sind die Queibachjonge offiziell ein Verein – was ihre Arbeit aber nicht verändert hat: „Wir machen weiter wie immer – unkompliziert und mit Spaß an der Sache.“
Mehr als 180.000 Euro
Rechnet man die unzähligen Einsätze zusammen, kommt eine beeindruckende Bilanz heraus: Rund 15.000 Arbeitsstunden haben die Männer in den vergangenen zehn Jahren ehrenamtlich geleistet – ein Gegenwert von mehr als 180.000 Euro, würde man es in Lohn umrechnen. „Aber was zählt, ist der Zusammenhalt“, betonen sie. „Seit es uns gibt, ist das Miteinander im Dorf noch enger geworden.“
Die Liste ihrer Projekte ist lang: vom neuen Bolzplatz am Friedhof über Sitzgruppen an der Kirche und am Ortseingang, Begrüßungsschilder und Blumenschmuck bis hin zu Sanierungen rund um das Kriegerdenkmal und an den Dorfkreuzen. Auch das „Löckroede Hellijehüsje“ (Lückerather Heilgenhäuschen) wurde durch sie wieder zu einem Schmuckstück: Der alte, völlig zugewachsene Bildstock wurde freigelegt, renoviert und mit einer gestifteten, schwarzen Madonnenfigur versehen.
Hinzu kommen Aktionen wie die Installation eines neuen Maibaumständers, das Aufstellen des Martinsfeuers oder des Dorfweihnachtsbaumes, den im Anschluss die Kinder schmücken dürfen, sowie gemeinsames Feiern am Lagerfeuer mit Gesang, Reibekuchen, Waffeln und Getränken.
Doch auch in Ausnahmesituationen wie nach der Flutkatastrophe 2021 zeigten die Queibachjonge, wie engagiert sie anpacken können: Sie organisierten kurzerhand eine Trümmer-Sammelstelle auf dem alten Schulhof, halfen beim Aufräumen, besorgten Container, reinigten Straßen und Plätze. „Das war eine unserer härtesten, aber auch wichtigsten Aktionen“, erinnern sie sich.
Geselligkeit gehört dazu
Nach getaner Arbeit wird gemeinsam Kaffee getrunken oder auch mal in geselliger Runde verschiedenste Anlässe gefeiert. „Unsere Frauen unterstützen uns da großartig“, betonen die Männer. Auch Boule wird gespielt – auf dem selbst angelegten Platz, den Besucher aus Nachbardörfern längst als „den schönsten der Umgebung“ bezeichnen. Geselligkeit und Humor gehören ebenso zur Gruppe wie das gesprochene „Bleibuirer Platt“, das bei den Treffen selbstverständlich gepflegt wird. Und manchmal gibt’s für die Helfer zwischendurch eine kleine Aufmerksamkeit: Kaffee, Kuchen, belegte Brötchen – als Zeichen der Wertschätzung von den Dorfbewohnern.
Neben handwerklichem Einsatz liegt den Queibachjonge auch die Natur am Herzen: Gemeinsam mit der Biologischen Station Nettersheim legten sie eine Wildblumenwiese an, stellten Insektenhotels und Nistkästen auf und machten Bleibuir so ein Stück bunter und lebendiger. Ihr nächstes Projekt ist auch schon geplant: eine Tischtennisplatte auf der Wiese neben dem Bouleplatz an der „Alten Schule“, damit noch mehr Menschen Freude an dem Platz im Zentrum des Dorfes haben, das die Männer mit viel Schweiß und Herz in Schuss halten.
Aufhören kommt für die Queibachjonge übrigens nicht in Frage. „Solange wir können, machen wir weiter“, sagt der Vorsitzende. Unter anderem läge das auch an der sehr guten und unkomplizierten Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung.
Nachwuchs wäre dennoch willkommen: „Unsere Enkel kommen in den Ferien schon mal mit – vielleicht übernehmen sie irgendwann das Ruder.“ Klar ist: Ohne den Einsatz dieser Ehrenamtlichen sähe Bleibuir heute anders aus. So sind die Queibachjonge der beste Beweis, dass Ehrenamt Berge versetzen kann – oder zumindest Steine und Herzen bewegt…
pp/Agentur ProfiPress