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Katholische Kirche wandelt sich weiter: Aus Dekanat wurde eine Gemeinschaft der Gemeinden, die jetzt zum „Pastoralen Raum“ wird, der aus vielen „Orten von Kirche“ besteht
Mechernich – 30 Christen aus über 50 kirchlichen Pfarreien, Vereinen und Gruppierungen kamen am Samstag zur ersten Vollversammlung des „Pastoralen Raumes“ im Mechernicher Johanneshaus zusammen. Egal, ob Kolpingfamilie, Jugendgruppe, Kirchenchor, Kapellenverein, Dritte-Welt-Verkauf oder Familienmesskreis – in Zukunft sollen solche „Orte von Kirche“ den „Pastoralen Raum“ Mechernich ebenso abbilden, wie die traditionellen Ortsgemeinden rund um zurzeit noch 16 Pfarrkirchen in der „GdG“ (Gemeinschaft der Gemeinden) St. Barbara.
Im letzten Drittel der ersten Vollversammlung offenbarte GdG-Leiter Pfarrer Erik Pühringer den Plan, den gerade erst in Angriff genommenen „Pastoralen Raum“ mittelfristig in eine einzige Pfarrgemeinde zu wandeln. Diese neue Pfarre St. Barbara solle von ihm und Pfarrer Heinz-Josef Arenz gemeinsam geleitet werden, der ebenfalls eine Einladung zur ersten Vollversammlung erhalten habe, aber nicht gekommen war.
Unter zehn Anwesende sahen sich noch nicht dazu in der Lage, über diesen weitgehenden Fusionsvorschlag abzustimmen, deshalb wurde die Angelegenheit vertagt. Aber schon am Samstag zeigte sich an den Wortmeldungen, dass die Katholiken rund um den Bleiberg angesichts des kirchlichen Schrumpfungsprozesses und Bedeutungsverlustes weitgehend einverstanden sind, und die Zusammenlegung von allem, was noch da ist an christlichem Leben, für „alternativlos“ halten.
Erik Pühringer: „Das lebt von der Hoffnung eines Aufbruchs in eine neue Zukunft, in der Gemeinschaft und gemeinsames Handeln aller Christen wichtiger ist als hierarchische Strukturen.“
Ohne Ansehen von Person und Religion
Die neuen „Orte von Kirche“ verstehen sich ohnehin nicht mehr als ausschließlich katholisch, sondern öffnen sich auch für Menschen anderer Nationalität und Religion, wie das Sozialwerk der Communio in Christo, das Pflegebedürftige und Sterbende ohne Ansehen der Person und Religion aufnimmt und bei der ersten Vollversammlung von Schwester Lidwina vertreten wurde.
Das kirchliche Jugendzeltlager „Camp St. Agnes“, das vor 30 Jahren von Bleibuir ausging und mittlerweile Kinder und Jugendliche aus der gesamten GdG St. Barbara umfasst, nimmt traditionell auch Ungetaufte und Angehörige anderer Konfessionen mit und meditiert und betet und feiert Gottesdienste mit ihnen. In der Vollversammlung vertrat Studiendirektor Holger Stürmer das Camp, ein evangelischer ehemaliger Presbyter.
Auch andere „Orte von Kirche“ wie die Barbarabruderschaft, die Caritas-Lebenswelten (Kindergarten) und Musikgruppen integrieren unabhängig der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ihre Mitstreiter. Umso überraschter waren die Organisatoren der Vollversammlung, Pastoralreferentin Linda Schmitt-Thees und Pfarrer und GdG-Leiter Erik Pühringer, wie gut und intensiv die Versammlungsteilnehmer miteinander ins Gespräch kamen.
Es ging um eine Standortbestimmung der eigenen Gruppierung in geographischen und thematischen Kontexten und auch um die Wünsche, die die Christen aus diesen „Orten von Kirche“ an die Gemeinde(n) der Zukunft haben. Dabei traten eine Reihe guter Ansätze zu Tage, die den Schluss zuließen, dass die Christengruppierungen am Bleiberg noch lange nicht am Ende sind.
Wird Alte Kirche neue Pfarrkirche?
Die nächsten Monate sollen nun ergeben, wie genau man sich organisieren und benennen will und ob es zur Fusion der 16 Mechernicher Pfarreien auf dem Boden des Bistums Aachen kommt oder nicht. Die Situation auf die Stadt Mechernich bezogen wird nicht einfacher durch den Umstand, dass das nördliche Drittel des Stadtgebiets zur Erzdiözese Köln und zum Seelsorgebereich Bad Münstereifel gehört.
Die pastorale Fusion der 16 Pfarreien ist (noch) nicht gleichbedeutend mit der Aufhebung von Kirchen und Inventar. Die „Hardware“ aus Immobilien und anderem Vermögen soll weiterhin von den Kirchenvorständen vor Ort verwaltet werden. Die Frage ist auch noch, welches Gotteshaus die „Pfarrkirche“ einer fusionierten Großgemeinde Mechernich werden könnte. Im Gespräch ist die Alte Kirche von Mechernich. Der neuere Nachkriegsbau steht nicht auf der bezuschussungsfähigen Immobilienliste des Bistums Aachen und scheide deshalb aus, so Pfarrer und GdG-Leiter Erik Pühringer.
pp/Agentur ProfiPress