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Franz Kruse startet am 8. November eine Benefizaktion für die gemeinnützige Mechernich-Stiftung – Zur Atelieraufgabe am Eifelstadion und seinem 83. Geburtstag verkauft anerkannter Künstler 83 Werke zu je 100 Euro – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Man darf natürlich auch gerne mehr geben!“ – Stiftungsvorsitzender Ralf Claßen dankt zweifach: „dass er an die Mechernicher denkt, denen es nicht so gut geht“ und „dass er unser Kurator der Galerie im Rathaus bleibt“
Mechernich – Achtung: Auch wer sonst keine Galerien und Vernissagen besucht, sollte sich den 8. November, 18 Uhr, unbedingt vormerken. Dann kann man beim Abend im offenen Atelier Franz Kruses am Eifelstadion extra Schnäppchen machen. Der seit 1977 in der Stadt Mechernich lebende und wirkende Maler bringt 83 Original-Kruse-Grafiken und Bilder zu je (mindestens) hundert Euro unters Volk.
Und zwar für einen guten Zweck: Der Erlös der Benefizaktion geht nämlich an unschuldig in ökonomische Not geratene Mitbürger, die von der gemeinnützigen Mechernich-Stiftung unterstützt werden. Deshalb appelliert Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick auch: „Wer will und es sich leisten kann, muss sich nicht am Mindestgebot von hundert Euro orientieren und darf auch mehr geben…“
Stiftungsvorsitzender Ralf Claßen, der auch Kämmerer und Dezernent der Stadt ist, zeigte sich im Vorfeld des 83. Geburtstages Franz Kruses außerordentlich erfreut über die geplante Aktion: „Das zeigt, wie sehr sich der aus dem Kohlenpott stammende Künstler mittlerweile mit der Stadt Mechernich und ihren Menschen identifiziert.“ Er findet es einerseits schade, dass Kruse sein Atelier, das frühere Sportlerheim der TuS am Eifelstadion bis zum Sommer nächsten Jahres räumen will.
Mit Ehefrau Charlotte in Floisdorf
Andererseits preist Claßen die Stadt glücklich, dass Kruse auch in Zukunft die Hände kaum in den Schoß legen will und weiterhin künstlerisch tätig bleibt. Vor allem aber darüber, dass der mit Ehefrau Charlotte in Floisdorf lebende Maler weiter Kurator der Mechernicher Galerie im Rathaus bleiben will.
„Wir kennen uns jetzt 30 Jahre“, sagte Dr. Hans-Peter Schick beim Atelierbesuch vor der Geburtstagsaktion „83 für 100“. Schick, der unlängst auch bei Kruses Diamantener Hochzeit im Dorfgemeinschaftshaus Floisdorf zu Gast war, freut sich, „dass Kruse vor fast 50 Jahren seinen Lebensmittelpunkt nach Mechernich verlagert hat und sich in hohem Maße mit dieser Stadt identifiziert.“
Umgekehrt sagt der permanent inspirierte und experimentierende Künstler schlicht: „Mechernich ist immer gut zu mir gewesen“. Deshalb habe er auch nicht lange nachdenken müssen, wem er zum Abschied vom Eifelstadion was Gutes tun wolle.
Franz Kruse ist Künstler, eine feste Nummer im rheinischen Kulturbetrieb, einst einer der schillernden Köpfe in der Kölner Kultur-Society. Mit seinen Bildern, meist in leuchtenden Farben und teilweise unter Verwendung verschiedenster Materialien hat sich Franz Kruse eine sehr eigene künstlerische Handschrift geschaffen, die ihn unverwechselbar macht.
Paris, Rom, Washington
Ursprünglich kommt Franz Kruse aus der Gestaltung. Jahrzehntelang arbeitete er als Ausstatter und Regisseur am Theater, unter anderem bei Produktion bei der Biennale, in Rom, Drottningholm, Mailand, Paris, London, Washington und Zagreb. Seine Lehrer waren Kurt Janitzki, Hans Rahn und Bert Schadeck.
Einem breiten Publikum bekannt wurden Kruses Rosenmontags-Persiflage-Wagen, Bagage-Wagen und Großfiguren im Kölner Rosenmontagszug sowie über 25 Jahre Bühnendekorationen im Maritim-Hotel Köln, in der lachenden Sporthalle und im Gürzenich.
Laudatoren seiner Ausstellungen waren unter anderem Alfons Silbermann, Kurt Rossa, Angelus Seipt, Reinhard Hellweg und Ludwig Baum. Das Licht der Welt erblickte er am 8. November 1941 in Gelsenkirchen. Nach der Realschule lernte er zunächst Schauwerbegestalter und Plakatmaler. Nach der Bundeswehr arbeitete er in Gelsenkirchen am Theater als Dekorateur und später als Leiter der Dekorationsabteilung, dann bei den Bühnen der Stadt Köln als Abteilungsleiter Ausstattung.
Seine künstlerischen Ambitionen machten nicht bei der Ausstattung von Theaterstücken halt. Ihn reizte auch die Arbeit mit Texten und Schauspielern. So arbeitete Kruse bei den Bühnen der Stadt Köln als Regieassistent und führte im „Senftöpchen“ selbst Regie, entwarf das Bühnenbild und die Kostüme. Schon bei Fred Kassen, dem Gründer dieses bekannten Kölner Kleinkunsttheaters, konnte Kruse Erfolge mit Regiearbeiten und Bühnenbildern feiern.
Unter anderem gestaltete er im Lauf der Jahre Programmhefte und Plakate für die Kölner Oper, Theater und Ballett. Auch betreute er die WDR-Konzert-Tour und kümmerte sich um die benötigten Kostüme und Requisiten. An TV-Arbeiten für ARD- und ZDF-Serien sowie den RTL-Karnevalssitzungen wirkte Kruse ebenfalls mit. Er arbeitete an Produktionen seiner Freunde Walter Giller und Nadja Tiller („Locker vom Hocker“) führend mit.
Ruder-WM und Kulturhauptstadt
Kruse machte von Floisdorf aus, wo er Bühnenbilder und ganze Saalausstattungen im Atelier in der Zehnthofstraße zunächst als Modell entwarf, Karnevalssitzungen und Silvestershows im Kölner Maritim-Hotel mit den Supremes, den Kessler-Zwillingen und Harald Juhnke. Für die Prinzengarde kreierte er 25 Jahre die komplette Saalausstattung zu den Sitzungen.
1992 gestaltete Franz Kruse eine Reliefwand in der Adolf-Kolping-Schule Horrem, 22 Meter breit und vier Meter hoch. Dem Werk, das noch heute in der Geburtsstadt des heiliggesprochenen Gesellenvaters zu sehen ist, kam viel mediale Aufmerksamkeit zu – und ein gebundenes Konzeptbuch.
Divers und vielseitig ging es weiter. Am Fühlinger See in Köln gestaltete der Wahl-Floisdorfer die Eröffnungs- und Abschlussfeier der Ruder-Weltmeisterschaft im Jahre 1998. Als Essen im Jahr 2010 „Kulturhauptstadt Europas“ wurde, konnte Kruse mit einem zehnmal einem Meter messenden Banner im Zentrum der Stadt überzeugen. Auch die 75 Jahr-Feier des Kölner Festkomitees im Maritim-Hotel trug seine gestalterische Handschrift. Nicht zu vergessen die einmalige Ausstellung „Schöne neue Welt – Rheinländer erobern Amerika“ im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern.
In bislang 60 kreativen Jahren nahm Kruse an vielen Ausstellungen teil, zum Beispiel in den Galerien „Botz“ im Hafen von Andratx und „J“ in Palma, beides auf Mallorca, in den Kreishäusern Hürth und Bergheim, im Freilichtmuseum Kommern, der Abtei Brauweiler, diversen Galerien in Köln, dem NRW-Landtag in Düsseldorf und natürlich dem Kultur-Forum im Mechernicher Oktogon.
Eine weitere Herzensangelegenheit sind ihm seine Skulpturen: So zum Beispiel eine schwimmende Tulpeninseln auf dem Kommerner See, ein Kreisverkehr in Mechernich, diverse Stahlobjekte in Kallmuth, sein Mitwirken beim Projekt „Kunst geht baden“ in Gemünd sowie verschiedene Fahnengestaltungen in Deutschland und Frankreich.
Carreras und Pavarotti portraitiert
Auffallend sind Kruses Tulpenbilder. Er liebt diese Blumen und ihre Darstellung zieht sich durch alle seine Stile und Schaffensepochen. Das ist so, seit er vor vielen Jahren als Mitarbeiter der Kölner Oper bei den Schwetzinger Festspielen im Schlosspark Tulpenfelder sah und sich in sie verliebte, möglicherweise der geschwungenen weiblichen Formen wegen. Seither taucht dieses Motiv immer wieder auf diverse Arten auf.
Auch für die Aktion Mensch, früher „Aktion Sorgenkind“, stellte Kruse sein Atelier zur Verfügung, in dem Prominente dann für den guten Zweck malen und sich auf andere Art künstlerisch ausdrücken konnten. Als Dozent war Kruse unter anderem an der VHS Euskirchen für die Fächer „Akt“ und „Farbige Gestaltung“ zuständig. Besondere Porträt-Aufträge erhielt der Floisdorfer von den Opernlegenden Jose Carreras oder Luciano Pavarotti. Selbst die Kölner Seilbahn ist nicht sicher vor ihm und diente bereits als Darstellungsfläche.
pp/Agentur ProfiPress