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Jugendrotkreuz Mechernich säubert am Vorabend des Pogromgedenkens Stolpersteine als Mahnmale an die vertriebenen und ermordeten Mechernicher jüdischen Glaubens
Mechernich-Hostel – Am Vorabend des Jahrestages der Reichspogromnacht 1938 machte sich ein Dutzend Freiwilliger des Mechernicher Jugendrotkreuzes unter der Leitung von Bereitschaftsleiter Sascha Suijkerland auch auf den Weg nach Hostel und Strempt, um dort verlegte Stolpersteine zu polieren, die an verschleppte und ermordete Dorfbewohner jüdischen Glaubens erinnern.
In Hostel sind das die Gedenksteine an Gustav und Elivra Kaufmann, geborene Levano. Beide kamen 1915 zunächst mit ihren Töchtern nach Hostel und bewirtschafteten dort einen Hof. Im Januar 1936 wurde der Betrieb Levanos in Kommern enteignet, Juden durften nichts mehr besitzen. Nach der Reichskristallnacht 1938 zog die Familie von Hostel nach Kommern in das Bürogebäude der Getreidehandlung, denn auch das Haupthaus, die Villa Levano, war unbewohnbar geworden.
Eva und Lilly entkamen nach England, Gustav (66 Jahre) und Elvira (60 Jahre) Kaufmann wurden am 22. Oktober 1941 nach Lodz deportiert und anschließend nach Kulmhof weiter transportiert, wo sie kurze Zeit später ermordet wurden.
Sascha Suijkerland sagte dem Mechernicher „Bürgerbrief“, dass er und „sein“ Jugendrotkreuz die über 60 Stolpersteine im Stadtgebiet immer vor dem Pogromgedenken polieren. Diesmal waren Victoria Bursch, Ronja Wnuck, Finnja Prinz, Laura Niestroj, Florian Jungmann, Elias Derichs, Jahn Rother und Annie Schumacher mit von der Partie.
Der 25. Gedenkgang für die Opfer der Pogrome 1938 und der Naziherrschaft generell in Mechernich beginnt am Sonntag, 10. November, um 15 Uhr an der ehemaligen Bäckerei Girkens in der Bahnstraße 49. Dort lebte der als „Judenfreund“ diskriminierte und diskreditierte Bäckermeister Andreas Girkens, dessen Familie ebenfalls aus Hostel stammte.
Rege Teilnahme erhofft
Am 11. November 1938 wurde ihm das Geschäft zerstört und er selbst Opfer massiver körperlicher Tätlichkeiten. Er erlitt jahrelang weitere Drangsalierungen, wurde am 3. September 1944 wegen Abhören eines Feindsenders verhaftet und über das Gefängnis Klingelpütz in das KZ-Außenlager Köln-Deutz gebracht und gefoltert. Dort starb er am 3. Oktober 1944.
Die zweite Station des diesjährigen Pogromgedenkmarschs unter der Leitung von Franz-Josef Kremer, katholische Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist, ist der Gedenkstein am Standort der ehemaligen Synagoge in der Straße „An der Linde“. Von dort geht es zum Brunnenplatz und von dort zum Dietrich-Bonhoeffer-Haus, wo der diesjährige Gedenkgang enden soll. Kremer wünscht sich angesichts des Erstarkens ausländerfeindlicher und radikaler Kräfte im Land eine starke Teilnahme.
pp/Agentur ProfiPress