Mechernich-Kallmuth - Es war ein sonniger Julitag im Jahr 1951, als sich auf einem Feld in der Nähe von Kallmuth ein tragisches Unglück ereignete. Der 42-jährige Wilhelm Nießen, Arbeiter im Bleibergwerk ob Spandau und fleißiger Helfer auf dem Bauernhof Vossemer, wurde bei Feldarbeiten von seinem scheuenden Pferd schwer verletzt und starb wenig später. Heute, über 70 Jahre später, erinnert ein frisch restauriertes Wegekreuz an sein Schicksal – und an das Versprechen einer Familie, die Erinnerung lebendig zu halten.
Wilhelm Nießen war ein einfacher, aber engagierter Mann. Neben seiner Arbeit unter Tage half er regelmäßig dem Landwirt Wilhelm Vossemer bei der Feldbestellung. Am 6. Juli 1951 führte er mit einem Ackerpferd eine Ackerwalze, als das Tier plötzlich scheute. Niemand weiß genau, was geschah – doch Wilhelm wurde schwer verletzt und blieb allein auf dem Ackerweg zurück.
Als das Pferd ohne ihn auf den Hof zurückkehrte, ahnte die Familie Vossemer sofort, dass etwas nicht stimmte. Wilhelm Vossemer machte sich auf die Suche und fand seinen Freund und Helfer sterbend am Boden. Er blieb bei ihm – bis zum letzten Atemzug – und trug schließlich seinen Leichnam auf den Hof zurück. Ein Zeichen tiefster Trauer und Verbundenheit.
Zur Mahnung und zum Gedenken
Die Familie errichtete später an der Unglücksstelle ein schlichtes Holzkreuz – als stille Mahnung, als Erinnerung, als Dank für einen treuen Menschen. Dieses Kreuz überdauerte die Jahrzehnte – Wind, Regen und Zeit nagten an ihm, doch es blieb stehen. Und mit ihm das Versprechen des Enkels: Heinz Nießen, heute bekannt als Pfleger der Wanderbänke und Kreuze rund um Kallmuth, versprach seinem Vater, sich stets um dieses besondere Kreuz zu kümmern.
Im Mai dieses Jahres war es soweit: Das in die Jahre gekommene Mahnmal wurde von Heinz Nießen abgebaut, abgeschliffen und mit viel Liebe zum Detail restauriert – gemeinsam mit seinem Freund und früheren Nachbarn Josef Müller. Am 17. Juni schließlich wurde das Wegekreuz an alter Stelle wieder aufgerichtet – schöner als je zuvor.
Ururenkel Anton macht weiter
Bei der kleinen, würdevollen Zeremonie waren auch Franziska Vossemer, Tochter des Landwirts Wilhelm Vossemer, und Anton Nießen, der Ururenkel des Verunglückten, anwesend. Mit sichtbarem Stolz und bewegten Herzen begleiteten sie die Wiederaufrichtung. Nachbar Bruno Pützer half mit dem Traktor beim Aufstellen, und Ortsbürgermeister Robert Ohlerth hielt den Moment mit seiner Kamera fest und informierte den Mechanischen „Bürgerbrief“.
Was bleibt, ist nicht nur ein Kreuz aus Holz – es ist ein Symbol für Zusammenhalt, für Erinnerung, für Menschlichkeit. Und für ein Versprechen, das über Generationen hinweg gehalten wurde. Ururenkel Anton versprach, sich später um die Pflege zu kümmern – und griff bereits am Aufstellungstag zum Freischneider, um seinen guten Willen zu bekunden.
pp/Agentur ProfiPress