© Pfarrbriefservice.de
GdG-Leiter und Pfarrer Erik Pühringer möchte pastorale Zusammenarbeit zwischen den Bistümern im Mechernicher Stadtgebiet erreichen – Seelsorger wandte sich per offizieller Anfrage an Aachener Generalvikar Andreas Frick – Ergebnis bleibt abzuwarten
Mechernich/Kommern – Zwischen Mechernich und Kommern verläuft eine unsichtbare Grenze. Sie mag nicht jedem bewusst sein, doch macht sie einen Unterschied. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in die römische Besatzungszeit. Die nördlich des Altusknipps liegenden Civitates waren nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium orientiert, die südlichen nach Augusta Treverorum.
Nach dieser Grenze richtete sich jahrhundertelang die alte kommunale Gliederung, Regierungs- und Gerichtsbezirke, Vereinsstrukturen und vieles mehr waren davon abhängig. Heute ist fast all das vergessen, seit der kommunalen Neugliederung von Mechernich und Kommern im Jahre 1972, fast überholt. Fast!
Nur noch eine Bedeutung ist geblieben - und die scheint aktuell unumstößlicher als je zuvor. Es ist die Grenze zwischen dem Bistum Aachen und dem Erzbistum Köln, die mitten durch das Mechernicher Stadtgebiet aufeinandertreffen. Was bleibt, sind Probleme. Wer macht was, wie und wo? Wer ist für was zuständig? Die Zusammenarbeit über Bistumsgrenzen ist bisher kaum möglich. Der Mechernicher Pfarrer Erik Pühringer, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara Mechernich auf Aachener Seite, möchte dies nun ändern.
Weg über Rom „illusorisch“
Er entwickelte einen Traum: „Muss das alles so sein? Was wäre, wenn die Bistumsgrenzen nur noch in der Verwaltung Bestand haben, in der pastoralen Arbeit aber verschwänden? Was wäre, wenn wir alle zusammen, statt abgekapselt voneinander seelsorgerisch wirken würden?“ Vom Aachener Generalvikar Andreas Frick erhielt er die Erlaubnis, „in diese Richtung denken zu dürfen“ – einen Umstand, den Erik Pühringer unlängst in einer GdG-Versammlung vor mehr als 60 Interessierten von der Aachener Seite vorstellte (die Agentur ProfiPress berichtete). Das Resultat war Zustimmung, ja, dem augenblicklichen Allgemeinzustand der katholischen Kirche angemessene verhaltene Begeisterung.
Eine Aufhebung der Bistumsgrenze – das war schon vor der GdG-Versammlung klar – ist nahezu unmöglich. Dafür müsste man den gesamten kirchenbürokratischen und staatlichen Verwaltungsweg über Rom und Berlin gehen, denn diese strukturellen und administrativen Dinge sind im sogenannten Reichskonkordat in grauer Vorzeit zwischen dem Vatikan und dem Deutschen Reich vereinbart worden. Laut Pühringer „quasi illusorisch“.
„Aber was wäre, wenn man einfach nur die Zusammenarbeit erleichtern und eine geregelte pastorale Zusammenarbeit über die Bistumsgrenze hinweg ermöglichen könnte?“, lautet deshalb seine Frage. Vielleicht erst einmal eine Lösung auf Zeit suchen und finden. „Mehr als ausprobieren, kann man nun einmal nicht“, sagte der Mechernicher Pfarrer und GdG-Leiter im Presseinterview.
„Gute Zusammenarbeit zählt“
Die Überlegungen hat er nun offiziell gemacht und sich per Brief an den Aachener Generalvikar Dr. Andreas Frick gewendet, für den das ganze bisher „Sinn zu ergeben“ scheint. Nach nun anstehenden weiteren Überlegungen und Untersuchungen im Generalvikariat Aachen könnten dann Gespräche mit dem Kölner Erzbistum stattfinden.
Ganz wichtig sei dabei die Betonung, dass Pühringer auf Aachener Seite „kein Interesse“ daran habe, sich „irgendetwas einzuverleiben“ oder „wegzunehmen“. Was zähle, sei eine „gute und sinnvolle Zusammenarbeit“, wie Pfarrer Pühringer den Medienvertretern einschärfte.
Zum Ursprung der Debatte betonte er: „Im Erzbistum Köln und im Bistum Aachen finden aktuell nahezu zeitgleich Strukturveränderungen statt.“ So sollen im Aachener Raum statt der bisherigen Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) vermutlich größere „Pastorale Räume“ gebildet werden, die allerdings nicht immer den „Lebensraumorientierungen“ der Menschen entsprechen.
Denn sowohl die Mechernicher, als auch die Kommerner sind rein lebenspraktisch nach Köln und nicht nach Aachen orientiert – und mit den Nachbar-GdGs Kall/Nettersheim oder Hellenthal/Schleiden hat man laut seiner Theorie am Bleiberg ebenfalls nicht viel am Hut.
Zum Erzbistum Köln gehört der Seelsorgebereich Veytal mit fünf Pfarrgemeinden (Kommern, Firmenich-Obergartzem, Satzvey, Antweiler und Lessenich), zum Bistum Aachen die GdG St. Barbara Mechernich mit 14 Pfarrgemeinden (Mechernich, Strempt, Vussem/Breitenbenden, Eiserfey, Weyer, Kallmuth, Holzheim, Harzheim, Bleibuir, Glehn, Eicks, Floisdorf und Berg) und einer Filialgemeinde (Kalenberg).
„Wiedervereinigung der zweitgrößten Stadt“
Einkaufswege zwischen Mechernich und Kommern seien stark ausgeprägt, generell sei auch der Zusammenhalt unter den Bürgern sehr groß. Weitere Beispiele, die ohne Grenzziehung gut funktionierten, beispielsweise in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, gibt es ebenso. Pfarrer Pühringer resümiert deshalb in seinem Schreiben an das Generalvikariat: „Die anstehenden Strukturveränderungen in beiden Diözesen, die Lebenssituation der Menschen und die aktuelle Situation lassen eine kirchliche »Wiedervereinigung« der zweitgrößten Stadt im Kreis Euskirchen sinnvoll erscheinen.“
Eine Überraschung gab es schon, denn eine ähnliche Zusammenarbeit zwischen den Bistümern Münster und Aachen gibt es bereits. Erik Pühringer: „Es wäre eine wirklich sinnvolle Lösung auf die ich hoffe, auch wenn noch viele Schwierigkeiten zu beseitigen sind. Ein Weiterdenken lohnt sich allerdings noch nicht“, betonte Pühringer jetzt vor den Medienvertretern, „dazu muss erst eine grundsätzliche Bereitschaft beider Diözesen und eine reelle Möglichkeit der pastoralen Zusammenarbeit bestehen“.
pp/Agentur ProfiPress