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Malteser-Kaplan und Pfarrer Markus Polders spricht beim Impulsabend des Ordo Communionis in Christo über Resilienz und die Kunst, auch angesichts schwieriger Verhältnisse Überblick und Lebenslust zu behalten
Mechernich – Glaube ist kein Selbstbetrug und Religion keine Vertröstung auf ein besseres Jenseits: Wie gerade eine christliche Lebensauffassung dabei helfen kann, der hektischen und oft brutalen modernen Welt standzuhalten, das erklärte jetzt der Malteser-Kaplan und Neusser Pfarrer Markus Polders im Rahmen der monatlichen Impulsabende bei der Communio in Christo.
Es ging um „Resilienz“ (Widerstandskraft), ein Zauberwort, das seit einem Jahrzehnt nicht nur durch die Vorstandsetagen der Unternehmen wandert, sondern die ganze Gesellschaft ergriffen hat. Was braucht es alles, damit ich in der Hektik des Alltags und in der Bosheit der Verhältnisse nicht den Halt verliere?
„Sieben Säulen hat der Tempel Resilienz“, so der geistliche Begleiter von bundesweit rund 70.000 ehren- und hauptamtlichen Angehörigen des Malteser-Hilfsdienstes: Optimismus, Eigenverantwortung, Akzeptanz, Netzwerk, Lösungsorientiertheit, Zukunftsplanung, Selbstregulierung. „Aber die stülpt man sich nicht eben über wie einen Pullover“, so der Referent: „Sie müssen sich entwickeln.“
„Krönchen auf und weiter“
„Wenn man hinfällt, heißt es aufstehen und weitergehen“, so Polders, der früher einmal Pfarrer von Dürscheven, Enzen und Sinzenich bei Zülpich war: „Krönchen richten und weitergehen“. Ob man dazu tatsächlich die Kraft und den Rest Lebensfreude aufbringen kann, ist von vielen Faktoren abhängig.
„Aber der Glaube ist eine ganz starke Motivation, weiterzuleben“, so Markus Polders: „Das sieht man gerade wieder in den Kriegsgebieten.“ Er zitierte den Erzbischof Afanasji von Odessa und Balta vor dem Hintergrund der von Russen zerbombten Verklärungskathedrale von Odessa: „Auch wenn das Dach des Hauses über mir zusammengebrochen ist, kann ich den Himmel offen sehen…“
Das letzte Buch der Bibel, die Apokalypse des Johannes, schildere bereits in den schrecklichsten Farben eine untergehende Welt, die der Verfasser selbst im Zuge der gewaltigen Christenverfolgungen des ersten Jahrhunderts er- und überlebte, ehe er auf die Insel Patmos entkam. Dort verfasste er seine „Geheime Offenbarung“, in der nicht nur vom Untergang, sondern „vom neuen Himmel und einer neuen Erde“ die Rede ist. Damit machte Johannes damals der gesamten verfolgten Christenheit Mut.
Dass alles nur seine begrenzte Zeit hat und auch das Leid nicht ewig dauert, wusste schon der Prophet Kohelet vor 3000 Jahren, hinter dessen Lebensanalyse manche Theologen niemand anderen als den König Salomon vermuten. „Lasst Euch also nicht unterkriegen, es geht weiter“, sagte der in Kevelaer geborene, aber im Rheinland assimilierte Referent: „Et öss, wie et öss, et kütt, wie et kütt“.
Christen seien tatsächlich unlängst noch von Papst Franziskus ermutigt worden, das Leben so anzunehmen, wie es ihnen begegnet, „das Gute zu tun und das Böse zu ertragen“. Was das Gute tun angeht, das man tun soll, und das nicht nur den Hilfebedürftigen Kraft gibt, sondern auch den Helfern, dazu zählt Markus Polders die sieben Werke der Barmherzigkeit.
Nackte kleiden, Hungrige sättigen
Man sollte Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten. Als gute Stützen und Mutmacher, vor allem aber als konkrete Unterstützer stehen den Menschen dabei Beten und spirituelle Gemeinschaft zur Verfügung.
„Gebet hat Kraft, weil wir nicht in unserem Namen beten, sondern in Jesu Namen bitten“, so der Malteser-Kaplan aus Neuss, den Schwester Lidwina von der Communio bei einer Lourdes-Wallfahrt im Krankenzug kennengelernt hatte: „Gebet hat nicht nur die Kraft, unser eigenes Leben, sondern auch die Umstände, Ereignisse und das Leben anderer zu verändern.“
Die Kombination aus Gebet und Lobpreis sei eine kraftvolle Mischung. Gebet und sorgfältiges Planen schlössen einander nicht aus: „Neben dem Reden mit Gott ist es klug, sich Rat bei anderen zu holen“, so Markus Polders. Der Baptistenpastor Charles Haddon Spurgeon habe es im 19. Jahrhundert auf einen starken Nenner gebracht: „Gebet ist der zarte Nerv, der die Muskeln der Allmacht Gottes in Bewegung versetzt.“
pp/Agentur ProfiPress