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Kunst und Meditation über das Sein und das Nichts in der evangelischen Kirche Roggendorf
Mechernich-Roggendorf – Pfingsten gab es in der evangelischen Kirche in Roggendorf eine ziemlich ungewöhnliche Erscheinung: Auf der hohen Predigt-Kanzel, wo sonst fromme Moral verkündet wird, tauchte eine ruhige Fjordlandschaft aus der Feder des Kommerner Künstlers Gerhard Lenz auf. Der Titel des Bildes: „Die Schöpfung, Genesis, der siebente Tag“.
Lenz hatte Pfingstmontag insgesamt elf seiner Bilder in das evangelische Gotteshaus mitgebracht. Sie dienten der Visualisierung und Vertiefung einer musikalischen Meditation des Dietrich-Bonhoeffer Chores, so die Idee von Pastor Dr. Michael Stöhr: „Mit der Meditation sollte berauschende und inspirierende Musik in dem alten Gemäuer zum Klingen gebracht werden.“
Chorleiter Pascal Lucke hatte das Ensemble gut vorbereitet, hinzu kam die phantastische Akustik der Kirche. Auch das musikalische Programm mit hymnisch-sphärischem Sound oder besinnlich-tiefen Texten wie „Du siehst mich“ bis hin zu einem schwungvollen Medley aus dem König der Löwen ergaben ein farbiges Klangbild.
Mit den Bildern von Gerhard Lenz, so die Idee von Pfarrer Stöhr, sollte auch den Augen ein kleiner Schmaus serviert werden. Durch Besuche kannte der Geistliche zahlreiche Werke des Kommerner Künstlers. Besonders interessant findet er eine Serie mit dem Titel: „Nichts!“ Stöhr: „Es handelt sich um meist weiße Flächen, auf denen in der Tat nichts oder nur wenig zu sehen ist. Jedoch – winzig klein – ist jedes dieser »Nichts-Bilder« mit einem philosophischen Satz beschrieben.“
Auch noch Gedichte vorgetragen
Und weiter: „Zuerst fand Gerhard Lenz diese Bilder nicht auf seinem Dachboden. Dann teilte er mir später mit: Ich habe glücklicherweise das »Nichts« gefunden“, erinnert sich Stöhr. Für ihn war das wiederum Anlass genug, mit seiner Gemeinde über das Sein und das Nichts zu meditieren.
Abgerundet wurde das Ganze durch Jonas Gaspers mit einer imposanten Darbietung an der Orgel sowie dem Vortrag von Gedichten: „Augen in der Großstadt“ von Kurt Tucholsky und „Der Blinde“ von Erich Kästner durch Michael Stöhr. Gerhard Lenz steuerte einen eigenen Text zur Lesung bei: „Was sind das bloß für Zeiten“. Pfarrer Stöhrs Resümee: „An diesem Nachmittag verwandelte sich die Kirche durch das Miteinander der Künste in einen lebendigen Raum der Kultur – ein wahrer Kult.“
pp/Agentur ProfiPress