



© Christian Schmitt in Pfarbriefservice.de
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
St. Laurentius Marmagen streamt seit fünf Jahren Gottesdienste - Ein digitales Glaubenszeugnis aus der Eifel, getragen von Ehrenamtlichen, geleitet von Sebastian Pönsgen – Bald auch für die Communio in Christo in Mechernich
Marmagen/Mechernich - Was in vielen großstädtischen Kirchengemeinden noch als Zukunftsvision diskutiert wird, ist in Marmagen längst gelebte Realität: Seit über fünf Jahren überträgt die katholische Pfarrei St. Laurentius alle Sonn- und Feiertagsgottesdienste live ins Internet.
Die kleine Eifeler Gemeinde mit gerade einmal 1.600 Einwohnern hat sich mit diesem Projekt zu einem Vorreiter der digitalen Pastoral im Bistum Aachen entwickelt. Möglich macht das eine engagierte Gruppe Ehrenamtlicher – koordiniert von Sebastian Poensgen, der das Projekt #StLaurentius.digital von Anfang an mit Herzblut begleitet.
Livestream statt Lockdown
Begonnen hat alles in einer Ausnahmesituation: Am Palmsonntag 2020, mitten im ersten Corona-Lockdown, wurde kurzerhand eine Kamera in der leeren Kirche aufgestellt. „Damals war das eine spontane Notlösung – mit unserem inzwischen verstorbenen Pastor Wolfgang Frisch“, erinnert sich Pönsgen. Doch aus der Not entstand etwas Dauerhaftes: Was einst als einmaliger Livestream gedacht war, ist heute ein fester Bestandteil des Gemeindelebens.
Jeden Sonntag klicken Menschen aus Marmagen, der Region und sogar aus dem Ausland auf den YouTube-Kanal der Pfarrei, um die Messe mitzufeiern – zu Hause, im Krankenhaus oder unterwegs. Der digitale Gottesdienst ist dabei weit mehr als eine technische Spielerei: Er schafft echte Verbundenheit, über Distanzen und Lebenslagen hinweg. Besonders ältere, kranke oder weggezogene Gemeindemitglieder fühlen sich dadurch weiterhin als Teil ihrer Heimatpfarrei. Der Weihnachtsgottesdienst 2024 wurde über 1.600 Mal aufgerufen – mehr als Marmagen Einwohner hat.
Professionell und persönlich
Das Projekt #StLaurentius.digital befindet sich technisch auf bemerkenswertem Niveau. Dank jahrelanger Weiterentwicklung durch das Ehrenamtsteam um Sebastian Pönsgen verfügt die Kirche über hochwertige Streamingtechnik, moderne Infrastruktur und clevere digitale Lösungen. Neben Kamera- und Übertragungstechnik wurden demontierbare Befestigungen für eine große Leinwand installiert – sie kommt bei Vorträgen, Kinderaktionen und in der Adventszeit zum Einsatz. Bilder im Altarraum, Liedtexte bei Jugendgottesdiensten oder Laternenprojektionen zu St. Martin können darauf projeziert werden.
Jetzt ist das Team auch dem ebenfalls aus Marmagen stammenden Diakonanden Tilj Puthenveettil behilflich, Übertragungen von Gottesdiensten in Mechernich in alle Welt technisch möglich zu machen für den Ordo Communionis in Christo, der in vielen Ländern der Erde Mitglieder und Anhänger hat.
Die Pfarrer Marmagen zeigt sich auch in anderen Bereichen innovativ. Es wurde unter anderem in den Energiesektor investiert. Eine App-gesteuerte CO₂-Messstation hilft beim Lüften, ein Blockheizkraftwerk versorgt die Kirche umweltfreundlich mit Wärme und Strom, inklusive Öko-Tankstelle. Besonders stolz sind die Marmagener auf ihre neue computergesteuerte Kirchturmuhr – die erste funktionierende Uhr am Turm seit über 100 Jahren. Gesteuert wird sie – wie auch das Glockengeläut – bequem per Smartphone-App. „Ob Totengeläut oder Beiern an Heiligabend – alles kann individuell eingestellt und ausgelöst werden, sogar aus dem Urlaub“, berichtet Sebastian Pönsgen.
Jung und Alt gestalten gemeinsam
Was in Marmagen besonders berührt: Die Digitalisierung dient nicht der Technik selbst, sondern der Gemeinschaft, so Sebastian Pönsgen: „Sie verbindet Generationen – und motiviert neue Mitmacher. Jüngere Gemeindemitglieder übernehmen Kameraführung, Ton und Schnitt. Ältere freuen sich, wieder am kirchlichen Leben teilzuhaben. So entsteht ein generationenübergreifendes Miteinander, wie man es sich vielerorts wünscht.“
Auch die Katechese profitiert: Kommunionkinder können Videos anschauen, Musik einspielen und ihre Themen visuell erleben. Die Kirche wird als Raum des Glaubens erfahrbar – analog und digital. „Wir wollen kein Eventtheater, sondern den Glauben mit den Mitteln der Zeit leben“, betont Pönsgen.
Ehrenamt mit Ausstrahlung
Besonders bemerkenswert ist, dass das gesamte Projekt vollständig ehrenamtlich getragen wird. Es gibt kein hauptamtliches Technik-Team, keine bezahlten Dienstleister. Die Anschaffungen – von der Kamera über Router bis zur Turmuhr – wurden durch Mittel der Pfarrei und vor allem durch den örtlichen Förderverein finanziert, der eng mit dem Team um Sebastian Pönsgen zusammenarbeitet. Diese Verbindung von Initiative und Unterstützung ist das Rückgrat von #StLaurentius.digital.
In einer Zeit, in der viele Gemeinden unter Zusammenlegungen und Schrumpfungsprozessen leiden, beweist Marmagen nach Überzeugung von Insidern: „Kirche lebt – wenn Menschen mit Vision und Engagement zusammenwirken“. Die Dorfkirche bleibt Zentrum des Glaubens, während ihre Botschaft digital in die Welt hinausstrahlt. Sebastian Pönsgen: „Das Projekt aus der Eifel sendet ein starkes Zeichen: Kirche kann modern, lebendig und nahbar sein – wenn sie dem Evangelium mit den Mitteln von heute dient.“
pp/Agentur ProfiPress