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Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Gegen Blitz, Donner und Depression
Traditionell wurden an „Mariä Himmelfahrt“, 15. August, dem „Krautwischtag“, im Mechernicher Freilichtmuseum Kräutersträuße gesegnet und an die Besucher ausgegeben
Mechernich-Kommern – Zur traditionellen Kräutersegnung am Festtag „Mariä Himmelfahrt“ kamen am Mittwoch ungewöhnlich viele Gläubige und Zaungäste in die Baugruppe Eifel des Rheinischen Freilichtmuseums Kommern. Die Volkskundlerin Sabine Thomas-Ziegler hatte die Zeremonie und die Erklärung des Brauchs gemeinsam mit den Hauswirtschafterinnen des Museums vorbereitet.
Den Gottesdienst leitete Manfred Lang aus Lückerath, Ständiger Diakon in der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara Mechernich. Er und Pfarrer Prof. Dr. Hanns Fuhs aus Kommern wechseln sich als weithin bekannte bodenständige „kölsch-katholische“ Geistliche aus der Stadt Mechernich bei dem Zeremoniell ab.
„Lilien auf dem Felde“
Als Lektor assistierte auch diesmal der Museumspädagoge Claus Cepok mit dem berühmten Evangelium von den „Lilien auf dem Felde“, die bekanntlich weder säen, noch ernten und doch besser gekleidet sind als König Salomon in aller seiner Pracht.
Anita und Hildegard Wolfgarten, Annette Meiland und Monika Blaeser präsentierten die Kräuter mit ihren hochdeutschen Namen und ripuarischen Entsprechungen, die oft auf die volksmedizinische Wirkung abzielen: Rainfarn ist in der Eifel „Wurmkrock“, Weideröschen „Dondekrock“, der Große Wiesenknopf „Böndeknopp“, Johanniskraut „Bletzkrock“ und Beinwell „Biber“.
Je nach Region enthalten die Sträuße sieben bis 99 verschiedene Kräuter. Auch die vier Haupt-Getreidearten Roggen, Gerste, Weizen und Hafer gehören dazu. Früher fehlte der Krautwisch in keinem Haushalt. Er schützte Menschen und Vieh vor Krankheit, Feuer und sonstigem Unglück.
Die Königskerze soll beispielsweise bei Gicht helfen, die Schafgarbe bei Magenverstimmung, Johanneskraut gegen depressive Schieflage des Gemüts.
Kräuter sollen Unheil fernhalten
Bei Krankheit von Mensch oder Tier wurden und werden Teile des „Krockwöschs“ als Tee oder Aufguss verwendet. Im Frühjahr wurden Wohnhaus und Ställe mit dem Krautwisch ausgeräuchert. Der Krautwisch ist nicht nur Haussegen, sondern auch ein langlebiger Hausschmuck.
Der Krautwisch galt auch als Schutz gegen Unwetter. So verbrannte man bei Gewittern einige Zweige im Herdfeuer. Auch der „Krockwösch“ des Vorjahres wurde nicht einfach weggeworfen, sondern dem Feuer überantwortet. Beim Neubau eines Hauses legte man geweihte Kräuter unter die Türschwelle. Dies sollte Unglück vom Haus und seinen Bewohnern fernhalten.
Die Frage, woher der Brauch stammt und warum er nach der Christianisierung auf das Fest „Mariä Himmelfahrt“ gelegt wurde, lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Die Kräuterweihe zählt zu den Sakramentalien. Laut Internetlexikon „Wikipedia“ geht das Brauchtum vermutlich auf die Überlieferung des Kirchenvaters Johannes von Damaskus zurück, der zufolge dem leeren Grab Mariens bei seiner Öffnung ein Wohlgeruch nach Rosen und Kräutern entstiegen sein soll.
Sieben, neun, zwölf, 14 und 99 Pflanzen
Je nach Region können die Kräuterbüsche aus insgesamt sieben (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage), neun (dreimal drei für die hl. Dreifaltigkeit), zwölf (Zahl der Apostel und Monate), 14 (Zahl der Nothelfer), 24 (zweimal zwölf: zwölf Stämme Israels aus dem alten und zwölf Apostel Christi aus dem neuen Testament), 72 (sechsmal zwölf, Zahl der Jünger Jesu) oder gar 99 verschiedenen Kräutern bestehen. Typische Kräuter neben Alant sind Echtes Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, Königskerze, Kamille, Thymian, Baldrian, Eisenkraut und die verschiedenen Getreidesorten.
pp/Agentur ProfiPress