© Gaby Bessen in Pfarrbriefservice.de
Vor gut 2000 Jahren in Jerusalem: Eine Inschrift an einem leeren Kreuz verrät, wer hier verstorben ist. Jesus aus Nazareth, König der Juden ist in den gängigen Sprachen der Zeit zu lesen, in Hebräisch, Lateinisch und Griechisch.
Für seine Anhänger und besonders die Jünger ist eine Welt zusammen gebrochen. Vor allem Letztere fragen sich, ob es weiter gehen kann ohne ihn. Er wusste alles, konnte alles, machte alles. Ohne ihn gibt es keine Perspektive und Zukunft.
Und in dieser tiefen Hoffnungslosigkeit erreicht sie am Ostermorgen die Botschaft vom leeren Grab und von dem am Kreuz Gestorbenen, der jetzt wieder lebt. Sie begegnen ihm, berühren ihn, erleben ihn. Sie gewinnen Hoffnung, Perspektive und eine neue Zukunft für ihr Leben. Ostern. Auferstehung – es geht weiter!
Es geht weiter – aber anders, denn Jesus ist nicht mehr dauerhaft bei den Jüngern. Zunächst erscheint, begegnet er ihnen immer wieder, dann sendet er sie nach 40 Tagen als Boten des Evangeliums in die Welt (Himmelfahrt) und schließlich schenkt er ihnen den Heiligen Geist (Pfingsten). Die Jünger übernehmen die Verantwortung, verbreiten den Glauben an Jesus und das Heil, das er gewirkt hat. Und sie taufen. Das alles tun sie trotz Verfolgung, Verhaftung und Tötung. Der Glaube an Jesus Christus verbreitet sich in immer mehr Gebieten des römischen Reiches und darüber hinaus. Es geht weiter – aber anders!
Es geht weiter – aber anders! – gilt das vielleicht auch heute? Die vertrauten Strukturen in unserem Bistum ändern sich. Die Pfarrgemeinden werden zu größeren Einheiten, die GdG zum pastoralen Raum, die Region Eifel zur neuen Pfarrgemeinde. Die Zahl der Hauptamtlichen und vor allem der Priester werden deutlich zurückgehen, die Wege zu den weniger werdenden Gottesdiensten werden weiter. Kirche vor Ort scheint zu schwinden. „Wie soll es weitergehen?“ und „Ist das jetzt der Abgang der Kirche?“ fragen sich viele. Ja, es ist der Untergang der Volkskirche, in der die Verantwortung für den Glauben und das Leben der Kirche vor Ort (vermeintlich) nur bei den Hauptamtlichen lag.
Doch wie war das nach Ostern vor 2000 Jahren? Die Apostel haben für den Glauben Verantwortung übernommen – und nicht nur sie. In den von ihnen gegründeten Gemeinden fanden sich immer Frauen und Männer, die sich um das Glaubensleben der Gemeinde kümmerten. Die Apostel selber waren nur gelegentlich auf Besuch in den Gemeinden. Könnte das nicht auch heute möglich sein? Gläubige, die sich vor Ort für kirchliches Leben in ihrem Ort verantwortlich fühlen und kümmern – auch in größeren Strukturen – und sich vernetzen und regelmäßig austauschen, können Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden in Zukunft in vielen Orten und in unterschiedlichen Kreisen ermöglichen. Die geplanten Strukturen des pastoralen Raums sind gerade für Vernetzung und Austausch eine deutlich bessere Form als die – bei uns leider nicht mehr vorhandenen – GdG- und Pfarreiräte, in denen längst nicht alle kirchlichen Gruppen des Ortes vertreten waren. Doch auch der pastorale Raum und die Orte von Kirche in ihm können nur dann ein lebendiges und vielfältiges kirchliches Leben ermöglichen, wenn es Menschen gibt, die wie die Frauen und Männer der ersten Gemeinden bereit sind, mit anderen zusammen Verantwortung für ihren Ort von Kirche zu übernehmen. Und wenn es diese Frauen und Männer auch bei uns gibt, dann bin ich sicher: Es geht weiter – aber anders!
Ihr Erik Pühringer, Pfr.
Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünsche Ich Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesegnetes Osterfest in der Freude der Auferstehung, die sagt, es geht weiter – aber anders!
Ihr Erik Pühringer, Pfr.