Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
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Leitwort Juli 2023

Heiligtumsfahrt 2023 – Tag der Region Eifel

DK_Logo_Heifa-2023_RGB.jpg_1249757143 (c) Domkapitel Aachen/ Angelika Kamlage
Datum:
Fr. 23. Juni 2023
Von:
Agnes Peters

In diesem Jahr hat der Tag der Region Eifel bei der Heiligtumsfahrt Aachen fast ohne Eifeler Pilger stattgefunden. Erzbischof Omar Sánchez von Popáyan, Kolumbien hielt eine ausgezeichnete Predigt, die hervorragend die konkrete Situation des Lebens bei uns mit Blick auf die Heiligtümer beschreibt. Eine Zusammenfassung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

 


„... Jede Wallfahrt ist von Hoffnung geprägt. ... Wenn wir vor der Herausforderung eines neuen Aufbruchs stehen, müssen wir nicht immer bei null anfangen. Es kann durchaus helfen, zum eigenen Fundament zurückzukehren. Es ist nicht immer notwendig, die Wurzeln komplett auszureißen, um uns wirksam zu erneuern. … Die Wurzeln sind ein Versprechen, und wir müssen imstande sein, zu ihnen zurückzukehren. … (Die) Heiligtumsfahrt (beinhaltet) … eine Rückkehr zu unseren Wurzeln. Jede Reliquie ... erinnert uns an die Quelle unseres Glaubens und weist uns den Weg zum Geheimnis unseres Heils. Wenn wir … pilgern, werden wir zu diesen tiefen Wurzeln geführt, die mit einer neuen Bedeutung versehen sind. … Hier geht es … um uns, die wir wagen, in einer Zeit zu pilgern, in der wir oft zu einem hoffnungslosen Blick auf die Zukunft der Welt und der Kirche verleitet werden. … Entdecke mich ist … nicht nur das Motto der Heiligtumsfahrt, sondern … fordert uns auf, uns ernsthaft mit unserem Ursprung auseinanderzusetzen. Unsere Wegwerfkultur prägt uns so sehr, dass wir unser eigenes Fundament und die Möglichkeiten unserer Zukunft aus den Augen verlieren, die sich auf eine achtsame Gegenwart stützt. … Im Grunde sollte unser Glaube eine Schule des Respekts und der Liebe sein. Das Christentum erzählt sein Geheimnis nicht durch große Reden. Es zeigt uns zunächst eine bescheidene Krippe, mit einer einfachen Mutter und einem in Windeln gewickelten Kind. … Die ersten, die dieses Kind verehrten, waren … Hirten, … die einfachsten und ungebildetsten Menschen jener Zeit … Manchmal hindert uns ein Kopf voller großer Ideen daran, das zu sehen, was wir vor uns haben. … Die Reliquien sind ein Zeichen, und ihre Bedeutung geht über ihre Dinglichkeit und Struktur hinaus. Sie sind voller Wert und Gefühl des Glaubens. Als Gläubige sollten wir das Potenzial der kleinen Dinge schätzen. … Es geht darum, Christus wieder zu entdecken, um uns in seiner Liebe zu erkennen und ihn zu lieben, … Es ist notwendig, den inspirierenden Wert dieser historischen Reliquien zu erkennen; sie als eine lebendige Einladung zum Leben und für die Zukunft zu sehen, für die wir Verantwortung tragen. 

 


Das mütterliche Kleid einer bescheidenen Frau und die Windeln, in die ein hilfloses Kind eingewickelt ist, würden normalerweise nicht die Aufmerksamkeit derer auf sich ziehen,die sich gerne mit dem Großen, Spektakulären und der Macht beschäftigen. Doch diese Reliquien weisen uns, die wir sehen wollen, auf das große Geheimnis der Menschwerdung hin und lassen uns dieses Geheimnis mit besonderer Bescheidenheit und klarem Realismus sehen, … Glauben wir nicht an einen Gott, der sich in aller Schlichtheit unserer Geschichte zuwendet, der die Entfernung zu seinem Geschöpf verkürzt und sich in äußerster Demut ganz nah offenbart? Und hat Christus nicht das, was er getan hat, für uns getan? Man könnte meinen, dass diese Reliquien nur einen Bezug zur Vergangenheit haben. Doch besteht ihr größter Reichtum darin, dass sie uns auch heute zu einer Vision der Zukunft verhelfen können, weil Gott weiterhin zu uns spricht und uns auffordert, seine Gegenwart zu erkennen. …

So lässt uns heute der Blick auf das Kleid Mariens an alle Formen des Lebens denken, die vor uns stehen und es verdienen, dass man sich um sie kümmert, sie wertschätzt oder verteidigt. Das Leben schreit auf, wenn es vor uns steht und ernsthaft bedroht ist, wie in Kolumbien, Afrika oder vielleicht ganz in unserer Nähe, im heutigen Europa. Dieses Kleid ruft heute dazu auf, das Leben als Geschenk Gottes zu verteidigen. Jedes Leben, das sich als wenig zukunftsträchtig erweist, weil es gerade jetzt an vielen Orten, inmitten von Krieg, extremer Armut, Verfolgung oder auf einer dramatischen, monatelangen Flucht geboren wird, in Regionen, in denen Kinder zu den Waffen gerufen werden, betteln müssen oder dem Menschenhandel zum Opfer fallen. Hier wird nicht Leben geschenkt, sondern Tod gebracht. Wir pilgern, um uns mit der absoluten Armut auseinanderzusetzen, die die perverseste Form der Gewalt ist, weil sie durch das Drama des Hungers gekennzeichnet ist. In der Welt, auch in meinem Land und in vielen anderen Nationen, sterben Millionen von Menschen an Hunger, wohingegen andere im Überfluss leben und ungerechte Wirtschaftsmodelle propagieren.

Diese Wallfahrt verpflichtet uns auch, uns für die vielen Kinder (ohne Windeln) zu engagieren, die schutzlos der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse beraubt 

sind und nicht in den Mantel der Zärtlichkeit und Liebe gehüllt werden. Diese Kinder sind ein Appell an eine Menschheit, die in ihrem Hunger nach einem erfüllten Leben das Leben vernachlässigt, trivialisiert, wenig schützt, zunehmend ihre Bescheidenheit gegenüber dem Menschlichen verliert und den Menschen in einer Gesellschaft instrumentalisiert, die sich als fortschrittlich bezeichnet.

Wie könnte man sich nicht herausgefordert fühlen von den Reliquien, die von Blut, Schmerz und Tod gezeichnet sind? Blut, vergossen durch exzessive Gewalt gegen das, was anders ist, gegen das, was uns scheinbar bedroht, gegen jenen, der es wagt, die Lüge durch Wahrheit zu entlarven; Gewalt und Tod für den, der grenzenlos liebt. Die Spuren des Todes im blutigen Tuch des Martyriums von Johannes sind heute in der Zerstörung der Erde zu sehen, die durch Drogenhandel, Abholzung und illegalen Bergbau hervorgerufen wird, damit andere sich an der Versklavung von Menschen, Bauern, Jugendlichen und vielen Opfern mehr bereichern können. Das Blut Hunderter junger Männer, die sich in bewaffneten Konflikten in Kolumbien und anderen Teilen der Welt gegenseitig umbringen.

Zum Schluss blicke ich auf den blutigen Stoff, der nach all der Entäußerung des Kreuzesdramas Christi übriggeblieben ist. Ein Tuch, das die Aufmerksamkeit auf so viele gute Menschen lenkt, die aller Dinge und sogar ihrer Würde beraubt worden und in den Klauen von Gewalt oder Armut gefangen sind. Das Tuch der totalen Entrechtung von Menschen, die den Schmerz einer völlig willkürlichen Marginalisierung und Ausgrenzung erleiden: so viele Menschen, die ihr Land verlassen haben, auf der Flucht sind, weil Hunger und Krieg sie dazu zwingen, oder von einer bewaffneten Gruppe gefangen gehalten werden, ohne sich auf ihrem eigenen Territorium bewegen zu können, die ihrer Kinder beraubt wurden, weil sie zwangsrekrutiert werden. Kurz, man hat sie aller Freiheiten beraubt. Dies sind die Reliquien eines und anderer Länder, die den Reliquien ähnlich sind, die uns heute bei dieser Heiligtumsfahrt zusammenführen und Antworten von uns verlangen. Sie fordern uns auf, Gottes Fußspuren in unserer Mitte zu erkennen.

… Ich bin der festen Überzeugung, dass das beste Zeichen unseres Glaubens darin besteht, dass wir leben, wozu der Herr uns einlädt: „Liebt einander ... Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ ...“ 

 


Ich glaube, diese Worte des Erzbischofs bieten uns genügend Anstöße, unseren Lebensstil und unser Glaubensleben zu überdenken und uns und unsere Lebenseinstellung zu ändern.

 Ihr Erik Pühringer, Pfr.