Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
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Leitwort Juni 2023

Zeugnisse – Ich bin perfekt. Gott sei Dank! 

Daumen_begeisterung_1_by_janine_hannappel_pfarrbriefservice (c) Bild: Janine Hannappel In: Pfarrbriefservice.de
Datum:
Fr. 19. Mai 2023
Von:
Agnes Peters

Ich lebe in einer Welt, in der Zeugnisse eine ganz wichtige Rolle spielen. Erst sind es Schulzeugnisse, dann Ausbildungszeugnisse und schließlich Arbeitszeugnisse. Hinzu kommen noch die mündlichen Zeugnisse, Aussagen anderer zu meiner Arbeit. 

Außerdem lebe ich in einer Welt, in der Perfektion zählt. Es gilt, möglichst gut zu sein, der oder die Beste zu sein. Das ist eine riesige Aufgabe, eine enorme Herausforderung und auch Belastung. Da ist es gut, dass ich weiß, ich bin perfekt. Gott sei Dank!

 


Nicht dass Sie es falsch verstehen. Ich hatte nie in allen Fächern in der Schule und im Studium eine Eins. Meine Zeugnisse sind gut aber alles andere als perfekt gewesen. Und auch heute sind die Rückmeldungen zu meiner Arbeit nicht immer nur gute. Einiges wird, so finde ich, zurecht bemängelt, bei anderem sehe ich es nicht so. Und dann gibt es natürlich auch Menschen, die nicht mit mir klarkommen oder mich nicht leiden können. Logisch, dass ihr Zeugnis über mich kein gutes ist. In jedem Fall kann ich festhalten, dass mein Arbeiten und meine gezeigte Leistung alles andere als perfekt ist. Und doch halte ich daran fest, ich weiß, ich bin perfekt. Dank sei Gott! 

 


Halt! Ist das nicht vermessen, zu behaupten ich sei perfekt, wenn ich um meine Nicht-Perfektion weiß? Das scheint nicht zusammen zu passen. Das ist ein Widerspruch. Das geht nicht. 

 


Doch, es geht, für mich, aber auch für Sie!

Meine Perfektion besteht eben darin, dass ich weiß, dass ich nicht perfekt bin und sein brauche, um perfekt zu sein. Ich weiß um meine Fehler und Schwächen, um all die Dinge, die ich nicht kann oder nicht gut kann, wo ich mich schwer tue. Ich weiß aber auch, dass ich mir helfen lassen darf, nicht alles selber machen muss, mich mit und von anderen beraten lassen kann und kenne meistens Menschen, die es besser machen und mir helfen können. Und ich weiß um all die Dinge, die ich gut machen kann, und um meine Fähigkeiten und Stärken, die ich für mich aber auch für andere nutzen und einsetzen kann. Weil ich das alles weiß, sage ich, ich weiß, ich bin perfekt. Gott sei Dank!

 


Oh, fast hätte ich es vergessen, ich sage am Ende: Gott sei Dank! Das ist für mich untrennbar mit der Aussage „ich bin perfekt“. Untrennbar deswegen, weil ich weiß, dass ich für Gott nicht perfekt sein muss, sondern ich selber sein soll. Er hat mich perfekt gemacht, nämlich so wie ich bin. Denn nur so, wie ich bin, bin ich auf andere angewiesen und kann anderen helfen, können wir uns gegenseitig ergänzen und stärken. Gottes Perfektion besteht in der Nicht-Perfektion. Er denkt eben oft ganz anders als wir Menschen. Untrennbar aber auch, weil ich weiß, dass Gott mich liebt. Er schenkt mir seine Liebe. Ich muss und kann mir Gottes Liebe nicht verdienen. Ich habe sie schon von Anfang an geschenkt bekommen, als er mich als sein Kind angenommen hat. Weil ich darum weiß, kann ich – mit Recht – sagen, ich bin Gottes perfekte Schöpfung, so wie ich bin, mit meinen Fehlern, Schwächen, Fähigkeiten und Stärken. Kurz, ich weiß, ich bin perfekt. Gott sei Dank!

 


Und ich kann sagen, ich weiß, dass auch Sie perfekt sind. Gott sei Dank! Ich freue mich sogar, dass Sie perfekt sind – aber eben ganz individuell anders als ich. Denn nur so können wir uns gegenseitig ergänzen, stärken und bereichern. Und das ist dann, wenn wir es tun, wirklich perfekt.

 


Ich lade Sie alle ein, dieses Verständnis von Perfektion zu entdecken, wenn wir „out of church“ feiern, wenn ganz viele Menschen mit dazu beitragen, dass der Samstag Nachmittag die Vielseitigkeit und Vielfalt unserer (Glaubens-)Gemeinschaft erahnen lässt. Ich lade Sie alle ein, dieses Verständnis von Perfektion zu bezeugen, wenn wir in den Prozessionen zu Fronleichnam zeigen, dass wir alle eine Gemeinschaft, den Leib des Herrn bilden. Denn wie die Perfektion des Körpers darin besteht, dass alle seine Teile, Organe und Zellen mit ihren unterschiedlichen Funktionsweisen erst das Leben ermöglichen, liegt unsere Perfektion darin, dass jede und jeder seine oder ihre Stärken und Fähigkeiten für alle anderen einsetzt. Die Schwächen zählen nicht (mehr), sie sind die Stärken anderer. Ihr Erik Pühringer, Pfr.