



© Christian Schmitt in Pfarbriefservice.de
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Traditionell ist der November durch das Gedenken der Verstorbenen und die Erinnerung an die Opfer der Weltkriege geprägt. Er ist der Monat des Todes und der Gräber, die auf den Friedhöfen zu Allerheiligen – aber auch schon für den Winter – hergerichtet werden. Die Trauer braucht ihre Zeit und ihren Ort. Und doch können wir nicht am Grab stehen bleiben. Wir müssen den Friedhof wieder verlassen und in den Alltag zurückgehen, in das Leben ohne die, die wir vermissen und betrauern.
Ein Ort für die Trauer und die Hilfe zur Rückkehr in den Alltag können die Trauerräume am 4. Freitag eines Monats sein. Im gemeinsamen Austausch können Sie sich dort den Erinnerungen an die Verstorbenen und der Trauer um sie stellen und gleichzeitig im Erzählen erfahren, wie andere mit dem Verlust eines geliebten Menschen klarkommen, mit der Trauer umgehen und wieder Mut finden, ihr Leben neu zu gestalten – gleichsam das Grab verlassen und Blicke in die Zukunft richten, ohne dass wir die Menschen in unserem Herz vergessen.
Alles, was für die Trauer um einen verstorbenen Angehörigen galt und wir als hilfreich erfahren haben, können wir auch für andere Prozesse des Abschied-Nehmens als hilfreich nutzen. Bei jeglicher größeren Veränderung dürfen wir zurückschauen und uns an das Erlebte und Vertraute erinnern. Gleichzeitig nehmen wir wahr, das dies heute so nicht mehr möglich ist, und richten den Blick in die Zukunft mit der Frage, wie das Gute der Vergangenheit zukunftsfähig und neu gestaltet oder durch Neues abgelöst werden kann. Es gilt, neue Erfahrungen zu machen und zu sammeln und sie mit dem Wissen um die Vergangenheit zu deuten – in die Zukunft aufzubrechen. Die Emmaus-geschichte erzählt dies. Die beiden Jünger stehen zwar nicht mehr am Grab, aber ihre Gedanken sind noch ganz im Alten. Die Botschaft vom leeren Grab erreicht nur ihre Ohren nicht aber ihre Herzen. Der hinzukommende Fremde zwingt sie, sich ihren Erinnerungen und zerplatzten Zukunftsträumen zu stellen und ihm zu erzählen, was geschehen ist. Dann deutet er mit dem Blick in die Schriften, die Vergangenheit, das Erlebte und Gehörte neu und öffnet den Blick in eine neue Zukunft, die mit dem Brechen des Brotes und dem Aufbruch nach Jerusalem mit der Botschaft der Begegnung mit dem Auferstandenen Wirklichkeit wird.
Können wir dieses Wissen heute nutzen? Wir sehen, dass die Kirche und das kirchliche Leben, in der und in dem wir groß geworden sind, heute so nicht mehr vorhanden sind. Aus der vertrauten Gemeinde mit einem eigenen Priester ist schon längst eine Gemeinschaft von Gemeinden geworden, die sich die Hauptamtlichen teilen müssen. Die früher vollen Gottesdienste sind heute oft erschreckend leer und die Besucher nur selten unter 40. Wie kann es weitergehen? Wie können wir die Kirche, unsere Gemeinschaft der Glaubenden in unserem Ort, in der Stadt Mechernich und darüber hinaus zukunftsfähig machen?
Ich glaube, es gilt zunächst auf das zu schauen, was wir gut können und was uns und unseren jeweiligen Ort ausmacht und kennzeichnet. Was sind unsere besonderen Formen des Glaubens und des kirchlichen Lebens? Wie könnten sie in Zukunft aussehen? Was brauchen wir, damit bei uns Glaube und Kirche lebendig bleibt? Und was können wir tun – versuchen und ausprobieren, um zu sehen, ob es zukunftstauglich ist?
Ich glaube auch, dass wir an manchen Stellen schon den Aufbruch einer neuen Wirklichkeit einer Glaubensgemeinschaft erahnen können. Kann die Vorbereitung der Kinder in ihren Familien auf die Tauferinnerung helfen, Glauben und Gemeinschaft neu zu entdecken und so der Kirche der Zukunft den Weg zu bereiten? Liegt vielleicht in den Gottesdiensten von und mit Jugendlichen eine Chance, jungen Menschen zu vermitteln, dass sie Kirche mitgestalten können und dürfen? Können Gespräche über das, was wir glauben, uns weiterhelfen? Zeigen die Wortgottesdienstleiter und die Ehrenamtlichen im Beerdigungsdienst uns schon Formen eines möglichen zukünftigen kirchlichen Lebens? Und ist/sind nicht auch die Trauerräume eine Form, Glaubensgemeinschaft neu zu entdecken? Und was ist mit „Out of church“?
Ich habe sicher nicht alle Aufbrüche im Blick, die schon geschehen. Klar ist aber, dass sich Altes bereits verändert, dass schon jetzt Neues beginnt und sich abzeichnet, dass die Zukunft erste Konturen annimmt.
Und zum Schluss, zum November gehört auch der Blick in die Zukunft, auf den Kommenden – Christkönig – und der Beginn des Advent. Die Botschaft des November heißt „Bleibt nicht am Grab stehen!“.
Ihr Erik Pühringer, Pfr.