Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Herzlich willkommen im Pastoralen Raum Mechernich
Die Resolution des Euskirchener Stadtrates zum Seligsprechungsverfahren für den aus Kuchenheim stammenden Widerstandskämpfer Willi Graf unterzeichneten Bürgermeister Reichelt und die Fraktionsvertreter. (c) Repro: Helmut Moll/pp/Agentur ProfiPress

Rat für Seligsprechung Willi Grafs

Die Resolution des Euskirchener Stadtrates zum Seligsprechungsverfahren für den aus Kuchenheim stammenden Widerstandskämpfer Willi Graf unterzeichneten Bürgermeister Reichelt und die Fraktionsvertreter.
Datum:
Do. 30. Okt. 2025
Von:
Agnes Peters

Bekommt Mechernichs Nachbarstadt Euskirchen in dem katholischen Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime bald einen eigenen Heiligen?

Prälat Prof. Dr. Helmut Moll (r.) und sein damaliger Dienstherr Joachim Kardinal Meisner. (c) Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll (r.) und sein damaliger Dienstherr Joachim Kardinal Meisner.

Euskirchen/Mechernich – Bekommt Mechernichs Nachbarstadt Euskirchen einen Heiligen? Der aus der Kreisstadt stammende Prälat Professor Dr. Helmut Moll ist Postulator in einem entsprechenden Verfahren des Vatikans und Herausgeber des von Papst Johannes-Paul II in Auftrag gegebenen Martyrologiums des 20. Jahrhunderts.

In der vergangenen Woche hat sich auch die Stadt Euskirchen in einer Resolution für die Seligsprechung des Widerstandskämpfers eingesetzt, der als Mitglied der studentischen Gruppe „Weiße Rose“ im Kampf gegen das NS-Regime sein Leben ließ. Bürgermeister Sacha Reichelt hat gemeinsam mit anderen Ratsvertretern ein offizielles Schreiben an Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, den Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, gerichtet.

Reichelt erinnert darin an die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, der 2001 im Deutschen Bundestag erklärte, es habe „viel weniger Widerstand und Hilfe für Verfolgte gegeben, als wir uns im Nachhinein wünschen“. Willi Graf, so Reichelt, sei einer jener wenigen gewesen, die den Mut gehabt hätten, sich der Diktatur entgegenzustellen.

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 im Euskirchener Ortsteil Kuchenheim als Sohn des Molkereiverwalters Gerhard Graf und seiner Frau Anna geboren. Am 8. Januar desselben Jahres empfing er in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Kuchenheim die Taufe – ein Ereignis, das heute durch eine Gedenktafel am Taufstein festgehalten ist. Die Straße, in der sich sein Geburtshaus befindet, trägt seit 1972 seinen Namen: Willi-Graf-Straße.

 

 

Mitglied der „Weißen Rose“

 

 

Nach dem Abitur studierte Graf Medizin in Bonn und München. Dort schloss er sich der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ um Sophie und Hans Scholl an. Aus seinem tiefen christlichen Glauben heraus wandte er sich entschieden gegen die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus. Nach seiner Verhaftung im Frühjahr 1943 wurde Willi Graf im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet – am 12. Oktober 1943.

Die Stadt Euskirchen zeigt bis heute große Verbundenheit mit ihrem mutigen Sohn. Im Jahr 2024 wurde die neue Geschwister-Graf-Gesamtschule nach Willi Graf und seiner Schwester Anneliese benannt – als sichtbares Zeichen für Zivilcourage, Glauben und Menschlichkeit.

Mit seinem Schreiben an Prälat Moll betont Bürgermeister Sacha Reichelt die Unterstützung der Stadt Euskirchen für das Seligsprechungsverfahren Willi Grafs. Dieses Engagement sei, so Reichelt, „ein wichtiges Zeichen der Dankbarkeit und der Erinnerung an einen Menschen, der für seine Überzeugungen und seinen Glauben das größte Opfer gebracht hat“.

Der bekannte Widerstandskämpfer Willi Graf („Weiße Rose“), der in Kuchenheim geboren wurde, aber auch die beiden aus der Eifel stammenden Steyler Missionare Ephrem (Matthias) Pint aus Krautscheid bei Prüm und Johann Dingels aus Salm (Vulkaneifelkreis), die in Papua Neuguinea unter japanischer Besatzung ums Leben kamen, wurden 2024 neu ins Martyrologium des 20. und 21. Jahrhunderts aufgenommen.

 

 

„Zeugen für Christus“

 

 

Dieses im Auftrag von Papst Johannes-Paul II seinerzeit von dem aus Euskirchen stammenden Prälaten Prof. Dr. Helmut Moll (80) in Angriff genommene Mammutwerk ist unter dem Titel „Zeugen für Christus“ in seiner achten erweiterten Ausgabe erschienen. Die beiden großformatigen und reich bebilderten Bände sind unter der ISBN 978-3-506-79130-6 im Buchhandel für 99 Euro erhältlich oder unter https://brill.com Bereits in einer früheren Ausgabe wurde der Mechernicher Bäcker und „Judenfreund“ Andreas Girkens als Märtyrer verewigt. 

Willi Graf sich früh im katholischen Schülerbund Neudeutschland und in der Liturgischen Bewegung. Ab 1937 studierte er in Bonn Medizin, wurde 1940 als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen und 1942 zur Fortsetzung des Medizinstudiums nach München geschickt.

Dort schloss Graf sich der studentischen Gruppe der Weißen Rose an, die in Flugblättern zum Widerstand gegen Hitler und das nationalsozialistische Regime aufforderte. Am 18. Februar 1943 wurde er, gemeinsam mit seiner Schwester Anneliese, festgenommen, am 19. April zum Tode verurteilt und am 12. Oktober im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Thomas Alber hat über ihn die Monographie „Aufrecht bis zum Schafott“ veröffentlicht, Helmut Moll schrieb das Vorwort.

Autor des Martyrologiums „Zeugen für Christus“ und zugleich einer der beiden historischen Postulatoren im Seligsprechungsverfahren Willi Grafs ist Prälat Prof. Dr. Helmut Moll. Der fließend Latein und Italienisch sprechende Theologe, der auch das rheinische Idiom noch beherrscht und „Platt kalle kann“, hat bei Prof. Dr. Joseph Ratzinger promoviert, dem späteren Papst Benedikt XVI. Unter ihm als Kardinal arbeitete Moll 1984 bis 1995 in der Glaubenskongregation im Vatikan.

Der 1944 als Sohn des Autospediteurs Johann Joseph Moll und seiner Ehefrau Susanna, geborene Koenen, auf die Welt gekommene Geistliche verbrachte seinerzeit seine Ferien regelmäßig in Kommern. Außerdem begleitet er den Seligsprechungsprozess des aus Münstereifel stammenden „Heiligen Doktors von Moskau“, Friedrich Joseph Haas.

 

 

Märtyrer unter kommunistischer Herrschaft

 

 

Vor einigen Jahren hat ihm das baden-württembergische Wissenschaftsministerium auf Vorschlag von Prof. Dr. Alma von Stockhausen eine Professur im Fach „Frühes Christentum und Hagiographie“ an der Wissenschaftlichen Hochschule Weilheim angetragen.

Papst Johannes-Paul II. hatte Helmut Moll seinerzeit mit der Aufgabe betraut, jene Menschen vor dem Vergessen zu bewahren, die wegen ihrer Glaubensüberzeugung ums Leben kamen. Seither ist der in Euskirchen geborene Kirchenmann Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit 180 Fachleuten eruierte er das Schicksal von über 1000 katholischen Märtyrerinnen und Märtyrern. Auch nicht-katholische Glaubenszeugen werden namentlich erwähnt.

Im Zuge der achten Auflage konnten seit dem Jahre 2019 insgesamt 81 neue Namen biografisch erarbeitet werden. Diese kommen aus vier Kategorien: Blutzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus, aus der Zeit des Kommunismus (ab 1917), aus dem „martyrium puritatis“ von Mädchen, Frauen, Ordensschwestern und ihren Beschützern sowie Märtyrer aus den Missionsgebieten. Letztere bilden die größte Gruppe der neuen Glaubenszeugen.

pp/Agentur ProfiPress

 

 

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 in Kuchenheim geboren und studierte ab 1937 in Bonn Medizin. Er wurde 1940 als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen und setzte 1942 das Medizinstudium in München fort. Dort schloss er sich der „Weißen Rose“ an. (c) Foto: Madelgarius (CC BY-SA 4.0) via Wikimedia Commons/pp/Agentur ProfiPress