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Eheleute Gerti und Rainer Breinig referierten bei der „Communio in Christo“ über Leid, Tod und „glückliches“ Sterben – Eigene Erfahrungen, Musik und Literatur – „Keine abschließenden Antworten, aber die Angst nehmen“
Mechernich – Einen Impulsabend zum Thema „Glückliche Todesstunde – nur eine schöne Illusion?“ gaben das Ehepaar Gerti und Rainer Breinig in der Hauskapelle des Mechernicher „Ordo Communionis in Christo“. Ein „Heimspiel“ für die beiden, denn sie sind selbst im Förderverein-Vorstand des hauseigenen Hospizes Stella Maris aktiv, Rainer sogar als Vorsitzender. Außerdem sind beide seit 2019 Mitglieder des Ordo.
Der Abend drehte sich um das nicht gerade angenehme Thema Leiden, Tod und Sterben. Hierzu gaben beide „Geschichten, die das Leben schrieb“ aus eigenen Erfahrungen zum Besten und ergänzten das Ganze mit Auszügen aus Weltliteratur, Liedern sowie eigenen Texten. Schwester Lidwina und Pater Rudolf Ammann von der „Communio“ waren dabei auch anwesend.
Ziel des Abends war, „keine abschließenden Antworten“ zu liefern, sondern die Angst der Zuhörer vor ihrer Todesstunde zu nehmen. Dies schien auch gelungen zu sein. Rainer betonte: „Wissenschaft, Glaube und persönliche Erfahrungen sind gar nicht so unvereinbar wie man denkt!“ Gerti hatte über viele Jahre Menschen in der ersten Phase der Trauer begleitet, beide waren lange Gottesdienstbeauftragte in ihrer Nettersheimer Pfarrgemeinde. Doch auch in seinem Beruf im Sozialamt habe Rainer Breinig schon viel mit Leid und Tod zu tun gehabt.
„Ein letztes Feuerwerk“
„Ein spannendes wie schwieriges Thema“, begann er. Doch: Schon Ordensgründerin Mutter Marie Therese sei davon überzeugt gewesen, dass jeder Mensch die Chance auf eine glückliche Todesstunde habe. Die Referenten wollten ihre Zuhörer vom Aufschrei „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ zum erlösenden „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist“ führen, wie es Jesu am Kreuz ausdrückte. Durch festen Glauben und ehrliche Reue vor dem jüngsten Gericht.
Ein messbares Beispiel für „mehr“ nach dem Tod seien beispielsweise Nahtoderfahrungen. Dabei werden riesige Mengen Adrenalin ausgeschüttet, viele Betroffene berichteten von Wärme und einem „einladenden Licht“.
Doch auch bei wirklich sterbenden Patienten gibt es ähnliche „Beweise“. So habe man bei einem sterbenden Patienten in der Berliner „Charité“ im letzten Lebensaugenblick noch einen starke, messbare Stromwelle im Gehirn nachweisen können. Für die Breinigs definitiv ein Zeichen für Hoffnung. Gerti: „Ein Übertritt in ein glückliches Sein, ein letztes Feuerwerk? Doch vielleicht ist es auch besser, wenn wir das in unserer Zeit auf Erden nie herausfinden.“
„Wieso bist du traurig?“
Rainer Breinig hatte aber weitere Beispiele. So berichtete er von einem Erlebnis, als er 20 Jahre alt war. Einem tödlichen Autounfall vor seinen Augen. Eine junge Frau überholte ihn zuvor und krachte direkt in einen Sattelzug. Ihre Überlebenschancen lagen angesichts des „zerknäulten“ Autos quasi bei null. Und so blieb Breinig in ihren letzten Minuten bei ihr, ertrug die Schreie und das Leid. Doch dann entspannte sie sich plötzlich sichtbar, verstummte und lächelte sogar, während sie in die dunkle Ferne sah, wie in eine Art Erlösung. Ihr Herz hörte auf zu schlagen – und bei Rainer Breinig entstand ein bleibender Eindruck fürs Leben.
Auch die Geschichte einer tumorkranken 13-Jährigen aus ihrer Pfarrgemeinde rührte die Gäste zu Tränen. Als Rainer damals an ihrem Bett saß, habe diese tapfer und ruhig gesagt: „Gib mir mal deine Hand! Wieso bist du so traurig? Du bist doch mit den gesunden Firmlingen unterwegs. Wir müssen doch keine Angst vor dem Tod haben. Bald bin ich bei Gott, freu dich drauf!“
Und auch Gertis Vater hätte in der Stunde seines Todes eigentlich qualvoll ersticken können. Doch durch den letzten Segen des Pfarrers legte er sich friedlich, „wie ein Säugling in seinem Bettchen“, zur ewigen Ruhe. Auch aus ihrer Arbeit mit Angehörigen von Opfern des russischen Angriffskrieges in der Ukraine kannten sie ähnliche, „erlösende“ Erfahrungen. Gerti: „Dies alles hat eines gemeinsam: Einen Augenblick, in dem das größte Leid in unbeirrbare Zuversicht wechselt.“
„Kleiner Himmel in euren Herzen“
Und so hatten noch viele weitere Freunde und Kollegen dies in ihrer „schönen“ letzten Stunde gemeinsam gehabt. Einer hatte sogar bei der letzten Begegnung ein letztes, ergreifendes „Auf Wiedersehen“ gesagt, statt dem üblichen „Tschüss“. Literarische Werke, beispielsweise das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse, ein Brief vom Dietrich Bonhoeffer aus dem KZ, das Werk eines unbekannten Autors oder eigene Texte unterstrichen die Ausführungen der Breinigs. Fazit: „Wenn ihr auch nach dem Tod an mich denkt, werde ich immer einen kleinen Himmel in euren Herzen haben.“
Musik und ihr Ausdruck spielten für die Breinigs ebenso eine große Rolle. Ob „Der Weg“ von Herbert Grönemeyer zu Ehren seiner verstorbenen Frau oder „Auch heute noch“ von Andrea Berg zum Abschluss des Impulsabends. Besonders bewegte sie die Zeile „dass ich eines Tages nochmal leb, nur mit dir…“ aus letzterem Lied.
Dankbar waren die Referenten gegenüber den Leuten, an deren Beispielen sie die persönlichen Erfahrungen sammeln durften, um so anderen Menschen zu helfen sowie der „Communio“ und ihrer wertvollen Arbeit im Hospiz. Denn: „Es ist wohltuend, aktiv Liebe zu verschenken“, so Rainer. Schwester Lidwina war schließlich beeindruckt vom „Vortrags-Duett“ der Breinigs und dankbar für das große Engagement der „Communio“-Mitglieder.
pp/Agentur ProfiPress