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Erntedank
In diesem Monat feiern wir den Erntedank. Seit Ende Juli / Anfang August lief die Ernte auf den Feldern. Unübersehbar waren die riesigen Mähdrescher und die Traktoren mit ihren Anhängern. Auf den Feldern war es ein schönes Bild, wie sie im Einklang arbeiteten. Auf der Straße vor dem eigenen Auto hingegen forderten sie viel Geduld, denn ein Überholen war nur selten möglich. Doch nicht nur auf den Feldern lief die Ernte auf Hochtouren. Auch die Bäume und Sträucher waren voller Früchte und Beeren, die gepflückt und verarbeitet werden wollten. Meine Bestände an Holundergelee, die sich schon auf ganz wenige Gläser reduziert hatten, sind nun wieder gut gefüllt für den kommenden Winter. Jetzt im Oktober ist die Ernte eingefahren und wir dürfen Danke sagen. Danke für die viele Arbeit derjenigen, die die Ernte eingeholt haben. Danke aber auch, dass Gott Wachsen und Gedeihen ermöglicht und uns wieder mit den Gaben der Erde reich beschenkt hat.
Einen Erntedank in einem ganz anderen Sinn haben wir Ende Juli / Anfang August sehen und verfolgen können. Und nicht wenige von uns haben so wie ich mit den Athleten und Athletinnen mitgefiebert, die bei den Olympischen Spielen die Ernte ihres langjährigen Trainings eingefahren haben. Nicht immer hat es für eine Medaille gereicht, manche haben aber eine persönliche Bestleistung oder sogar einen Rekord aufgestellt, viele sind bis an ihre Grenzen gegangen und alle haben versucht, ihr Bestes zu geben. Für alle Sportlerinnen und Sportler war die erreichte Qualifikation und die dadurch mögliche Teilnahme bei den Spielen und die Anfeuerungen in den Stadien Dank für ihre Mühen und ihre Leistung.
Das wirft nun bei mir die Frage auf, was ich in meinem Leben als Ernte vorweisen kann – abgesehen von dem Holundergelee. Was habe ich bisher in meinem Beruf erreicht oder bewirkt? Und kann ich mit dem zufrieden sein, was mir als Antwort einfällt? Reicht es, damit Glaube und Kirche eine Zukunft haben? Natürlich könnte ich jetzt sagen, dass ich nur irgendwo in der Kette von Boden bereiten – aussäen – düngen und wässern – ernten stehe und andere fortsetzen, was ich nicht vollende, und letztlich Gott es schon richten wird. Aber das ist kein Grund, die Füße hochzulegen und mich auf dem Erreichten auszuruhen. Vielmehr muss ich angesichts der noch unerledigten Probleme und Schwierigkeiten im Vertrauen auf Gott nach Wegen in die Zukunft suchen, wie ich mit Ihnen zusammen die Schwierigkeiten meistern und die Probleme lösen kann. Im Rückblick habe ich zwar schon manches geschafft, aber die Zeit zum Ausruhen ist noch nicht gekommen. Es gibt noch genügend, was zu tun, zu lösen und zu meistern ist.
Der Weltmissionssonntag am Ende des Monats zeigt mir, dass Dank für das Geleistete und die Weiterarbeit ganz nahe beieinander liegen. Die Glaubensbotinnen und Boten der vergangenen Jahrhunderte haben alle Regionen der Erde erreicht. Unser Glaube, die frohe Botschaft, ist überall angekommen. Darauf können wir dankbar zurückschauen. Der Glaube ist angekommen, das ist das eine. Das andere ist, den Glauben zu festigen und zu leben, damit die frohe Botschaft wirklich erfahren und erlebt werden kann und Gottes Heil für alle Menschen Wirklichkeit wird. Das ist eine große Herausforderungen, die sich überall in der Welt unterschiedlich stellt – auch bei uns, für mich.
Wir feiern Erntedank. Wir danken für das Erreichte und halten für einen Moment inne, bevor wir die Arbeit wieder aufnehmen, um auch im nächsten Jahr Erntedank feiern zu können. Das gilt in der Landwirtschaft, beim Sport und auch in unserer Gemeinschaft der Glaubenden. Wir feiern Erntedank und sehen, dass wir das, was wir erreicht haben, nicht nur unserer Arbeit und Mühe sondern auch Gott verdanken. Ihm gilt unser Dank, und das besonders aber eben nicht nur beim Erntedankfest.
Ihr Erik Pühringer